Verliebt zu sein, ist ein tolles Gefühl. Es hat einen ähnlichen Effekt auf unser Gehirn wie Ecstasy. Der Körper produziert vermehrt Hormone, die uns Berührungen intensiver empfinden lassen – und auch, wenn die erste Verliebtheit verflogen ist, bleibt das Gefühl von Geborgenheit und Dazugehörigkeit. Kein Wunder, dass laut Statistik rund 74 Prozent der Deutschen an die Liebe fürs Leben glauben. Sie zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach.
Fast jeder Mensch hat schon einmal einer Beziehung oder einer schönen Zeit nachgetrauert. In Deutschland wird jede dritte Ehe geschieden und auch nicht verheiratete Paare trennen sich häufig – ein fast „normaler“ Vorgang. Traurig darüber zu sein, dass man jemanden verloren hat, der fester Bestandteil des eigenen Lebens war, ist vollkommen ok und wir dürfen uns diesem Gefühl auch eine Zeit lang hingeben. Es ist aber wichtig, dass wir auch wieder daraus auftauchen und uns bewusst machen, dass wir noch ein Leben haben, das es zu genießen gilt. Wir sind wertvoll und liebenswert – auch ohne Partner.
In diesem Artikel:
Trennungen gehören zum Leben und sind heutzutage – zumindest statistisch – fast nichts Besonderes mehr. Diese vermeintliche Normalität einer Erfahrung, die so gut wie jeder schon einmal gemacht hat, täuscht darüber hinweg, wie traumatisch viele ihr Beziehungsende erleben und in welch schwere emotionale Krise sie dieses Ende wirft. Eine Trennung kann unendlich wehtun und nachhaltig belasten, bis hin zu einer Depression und dem Gefühl aus dem tiefen „Trauer-Loch“ nicht mehr herauszukommen. Ja, Trauern ist gut, um das Geschehene zu verarbeiten – aber dort zu verharren schadet uns. Wie finden wir also aus der Trauer wieder heraus? Und vor allem: wie geht es danach weiter?
Der schwierigste Teil einer Trennung ist es oft, sie zu akzeptieren. Denn wenn wir das tun, wird das Beziehungsende Realität. Wir erkennen an, dass der Partner nicht zurückkommt. Viele haben Angst vor diesem Moment – und das ist verständlich. Das endgültige Ende einer Partnerschaft, in der man schöne Zeiten miteinander verbracht, viele Gefühle, Erlebnisse und Freundschaften geteilt hat, ist eine schlimme Erkenntnis. Sie ist aber notwendig, um aus der Trauer herauszukommen. Nur wer die Trennung akzeptiert, kann neu anfangen. Und vor allem: den Partner ganz loslassen. Erst, wenn der einst geliebte Partner auch innerlich zum Ex-Partner geworden ist, ist ein Neuanfang möglich. Und um dorthin zu kommen, hilft es, die verschiedenen Phasen einer Trennung, die Psychologen herausgearbeitet haben, zu kennen.
1. "NICHT-WAHRHABEN-WOLLEN"-PHASE
In der ersten Zeit nach dem Ende einer Beziehung fällt es schwer zu begreifen, dass dieser Lebensabschnitt wirklich vorbei ist. Wir fühlen uns geschockt, verletzt, können nicht klar denken. Stattdessen geraten wir ins Grübeln, was wir tun können, um den „alten Zustand“ wiederherzustellen, wie wir den ehemaligen Partner zurückgewinnen können. So lange wir nicht wahrhaben wollen, dass die Partnerschaft nicht mehr existiert, neigen wir dazu, in alles, was der oder die Ex tut, Hinweise darauf hineinzuinterpretieren, dass wir wieder ein Paar werden, wir machen uns (vergebliche) Hoffnung.
Oft begleitet diese Phase eine weitere: die des Verhandelns. Wir versuchen, das schon besiegelte Beziehungsende doch noch abzuwenden, indem wir dem Partner drohen, Versprechungen machen und schwören, dass alles – inklusive wir selbst – sich ändern wird. Nach einer Weile bemerken wir, dass nichts, was wir tun und hoffen, eine Änderung der Situation bewirkt und beginnen zu zweifeln, ob wir uns jemals wieder „normal“ fühlen werden.
DAS HILFT
Die Gefühle rauslassen. Sprechen Sie mit Freunden darüber, wie es Ihnen geht. Achten Sie aber darauf, dass Sie sich aber nicht nur um Ihre (schlechten) Gefühle drehen, sondern sich immer wieder aktiv ablenken – mit Dingen, die Ihnen Spaß machen und guttun. Wichtig: In dieser Phase sollten Sie auf keinen Fall Kontakt mit dem ehemaligen Partner haben! Verbieten Sie ihm oder ihr gegebenenfalls, Sie anzurufen, Ihnen SMS oder Emails zu schreiben und meiden Sie Orte, an denen Ihr(e) Ex sich häufig aufhält.
2. GEFÜHLSCHAOS-PHASE
Jetzt wird uns langsam bewusst, dass es wirklich vorbei ist. Das ist ein wichtiger Schritt, wenn auch kein angenehmer. Oft fallen wir in diesem Stadium der Trennungsverarbeitung nochmal in ein richtig tiefes emotionales Loch, in dem wir gefühlt überspült werden von ständig wechselnden Gefühlen wie Trauer, Schmerz oder Wut. Der Verstand? Scheint ausgeschaltet, wir werden zu Marionetten unserer Emotionen. Diese Phase ist meist die längste der vier Trennungsabschnitte.
DAS HILFT
Versuchen Sie nicht, die Gefühle zu unterdrücken. Es kann aber sinnvoll sein, sie zu kanalisieren. Das gelingt zum Beispiel, indem Sie Tagebuch führen oder Ihre Gefühle in Briefen an Ihren ehemaligen Partner formulieren – die Sie natürlich nie abschicken. Durch das Aufschreiben strukturieren Sie das Gefühlschaos und Sie sehen (schneller) klarer.
3. PHASE DER NEUORIENTIERUNG
Es geht aufwärts. Der oder die Ex spuken zwar immer noch in unserem Kopf herum, aber sie tun es nicht mehr ständig. Und wenn, dann auch nicht mehr so lange wie noch in Phase 1 und 2. Wir möchten wieder aktiv über unser Leben bestimmen und es flackern erste Flämmchen neuer Energie und Lebenslust auf. Vielleicht probieren wir jetzt sogar Dinge, die wir vorher noch nie gemacht haben. Sei es, weil wir es in der Beziehung zu bequem hatten oder weil der Partner es nicht wollte. Was auch immer Sie jetzt tun: es stehen Ihnen spannende Zeiten bevor, in denen Sie ganz neue Seiten an und Potenziale in sich entdecken können.
DAS HILFT
Bewusst das Positive sehen – in jedem Tag, in jeder Begegnung. Öffnen Sie sich für neue Dinge, Hobbys, Sportarten und Menschen. Gehen Sie aus. Aber: Sprechen Sie mit Vertrauten, wenn es Ihnen mal nicht gutgeht oder Sie zweifeln. In dieser Phase sollten Sie Ihre Trauer in Energie umwandeln, sie aber nicht unter einem Berg von Aktionismus begraben. Sie würde früher oder später doch wieder an die Oberfläche kommen.
4. AUF IN EIN NEUES LEBEN
Jetzt ist es überstanden. Die Trauer über das Beziehungsende ist verarbeitet. Der oder die Ex spielen in unserem Leben keine Rolle mehr. Zumindest keine, die uns verletzt oder traurig macht. Wir können unser Leben wieder genießen und merken oft sogar, dass die Trennung uns stärker gemacht hat, dass sie eine lehrreiche Erfahrung war.
DAS HILFT
Einfach genießen. Schauen Sie mit offenen Augen und mit einem Lächeln in die Welt. Sie werden sehen, wie positiv Ihr Umfeld auf Sie reagiert. Sie sind ein „Überlebender“, feiern Sie sich!
OFFEN FÜR NEUES - LEBEN NACH DER TRENNUNG
Wie lange die einzelnen Phasen dauern, ist individuell unterschiedlich. Manchmal dauert es Wochen, manchmal Monate, manchmal sind die Wunden erst nach ein paar Jahren verheilt. Aber auch, wenn Sie glauben, dass der Schmerz nie vergehen wird: Liebeskummer ist nichts für die Ewigkeit. Und Sie können aktiv dazu beitragen, dass er die Macht über Sie nicht dauerhaft behält.
Wenn Sie den Schmerz losgelassen haben, werden Sie entdecken, dass es auch ein Leben nach der Trennung gibt. Und wer weiß: vielleicht hat die Trennung sogar zu einem ganz anderen und positiveren Neuanfang geführt, für dem Sie Ihrem oder Ihrer Ex sogar ein bisschen dankbar sein können?
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EMOTIONALE FREIHEIT UND TRAUER BEENDEN
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